Don’t call it Compliance!
5 Erfolgsfaktoren, wie Sie auch vermeintlich langweilige Trainings erfolgreich umsetzen
Spontane Gähnanfälle, genervtes Augenrollen und plötzlich dringende Termine sind wohl die häufigsten Nebenwirkungen auf die Ankündigung eines neuen Compliance Trainings. Dabei ist es bei wichtigen Schulungen, wie Datenschutz oder Betrugsprävention essenziell, dass Mitarbeiter*innen die gelernten Inhalte dauerhaft verinnerlichen. Dazu ist eine gute Learning Experience unerlässlich. Wir verraten, wie das gelingen kann.
„Eigentlich ist es ganz einfach: je komplexer und trockener ein Thema, umso besser muss die Erfahrung sein, die der Lerner macht “, so bringt Lernexperte und imc Vorstand Sven R. Becker es auf den Punkt. Die viel gepriesene Learning Experience, die insbesondere auch über das Learning Management System (LMS) dargestellt werden soll, wird bei unternehmensrelevanten Trainings gerne einmal vergessen.
Denn auch wenn es um die neusten DS-GVO Vorschriften oder, wie in der Versicherungsbranche anstehende IDD Schulungen geht, und dies bei den wenigsten Begeisterungsstürme hervorruft, sind solche Themen immens wichtig. Mitarbeiter*innen müssen die Themen nicht nur verstehen, sondern auch verinnerlichen und in ihrer täglichen Arbeit anwenden.
Auch trockene Themen wie Betrugsprävention kreativ umsetzen
Eine Möglichkeit wie dies gelingen kann, hat der Automobilriese Audi gezeigt und sich auf ein mutiges Konzept eingelassen: Mittels eines web-based Training im Stil von „Sin City“ werden sämtliche Mitarbeiter*innen zum Thema Betrugsprävention (Betrug, eng.: Fraud) geschult. Schon zu Beginn wird klar, dass dieses Training anders ist. Denn um das Training zu beginnen, muss der Teilnehmende nicht etwa „Training jetzt starten“ anklicken, sondern es erscheint der Text: „Willkommen in Fraud City. Die Stadt „frisst“ ihre Bewohner mit Haut und Haar. Hoffen wir, dass du der Stadt gewachsen bist. Betreten auf eigene Gefahr“.
Im Verlauf des Trainings begleitet der Teilnehmende Dectevice Fraudless, der Betrugsfälle untersucht. Gleichzeitig wird spielerisch erlernt anhand welcher Kriterien man Betrugsfälle erkennen kann. Darüber hinaus findet eine Sensibilisierung für auffällige Verhaltensmuster statt.
Laura Schumacher, Trainingsverantwortliche bei Audi betont: „Wir wollten gerade bei diesem sensiblen Thema bewusst ein Training der anderen Art, das den Leuten im Gedächtnis bleibt und Spaß macht“.
Das ungewöhnliche Konzept zahlt sich aus: Im Intranet äußerten sich zahlreiche Audi-Mitarbeiter*innen größtenteils sehr positiv über „Fraud City“ – ungewöhnlich genug für ein Compliance Training.
Standard-Training für ständig neue Richtlinien
Wem solche individuellen Trainings zu aufwendig sind, der hat die Möglichkeit aus zahlreichen vorgefertigten Lerninhalten zu wählen, sogenannten Off-The Shelf Contents (OTS Training). Diese können insbesondere dann geeignet sein, wenn es sich um Inhalte oder Zertifizierungen handelt, die aufgrund von regelmäßigen Updates, Gesetzesänderungen oder neuen Richtlinien, angepasst werden müssen.
Etwa für Produktschulungen, wie beispielsweise in der Versicherungs-, Banken-, aber auch der Pharma- oder Medizinbranche eignen sich solche Trainings „von der Stange“ ideal. Achten sollte man allerdings darauf, dass Anbieter über die entsprechenden Zertifikate und Akkreditierungen verfügen und garantieren können, dass Lerninhalte automatisch aktualisiert werden.
TIPP
Achten Sie darauf, dass Anbieter akkreditierter Bildungsdienstleister sind und Inhalte garantiert auf den neusten Stand gebracht werden.
Diese Standard-Trainings können problemlos im LMS abgebildet werden und ermöglichen eine lückenlose Dokumentation und Zertifizierung sämtlicher Mitarbeiter*innen. Dass auch diese Schulungen alles andere als langweilig sein müssen, weiß Vivien Porath. Sie ist bei imc für OTS-Inhalte verantwortlich und sagt:
„Speziell für unser neues Standard-Training zum Thema Datenschutz haben wir schon wirklich tolles Feedback von Kunden erhalten. Das Design gefällt den Kunden, ist weder zu Comic-haft noch zu ernst.
Jemand schrieb außerdem, dass er das Training fachlich perfekt ausbalanciert finde. Andere Schulungen seien ihm zu oberflächlich gewesen oder fachlich so tief, dass man innerlich aussteigt. Das freut uns besonders, weil wir das Thema DS-GVO bewusst so aufbereiten wollten, dass jeder etwas damit anfangen kann. Für viele Mitarbeiter*innen ist es nicht notwendig gänzlich in die Tiefe einzusteigen, sondern sie müssen generell für das Thema sensibilisiert werden.“
Denn auch hier gilt: Ohne Mitarbeitermotivation und eine gute Learning Experience werden gelernte Inhalte schneller vergessen, als das nächste Cookie-Banner weggeklickt ist.
Einbindung ins LMS
Doch egal ob nun Individual- oder Standard Content; mit dem Training allein ist es nicht getan, solange keine Nachvollziehbarkeit gewährleistet ist. Am besten funktioniert das in einem entsprechenden LMS, welches es Admins ermöglicht, Trainings zielgruppenspezifisch zuzuweisen. Hierbei sollten auch Endpunkte gesetzt werden und ein Eskalationsmanagement eingerichtet werden können.
Gehört etwa Versicherungsexpertin Frau Müller zu der Gruppe von Mitarbeiter*innen, die eine bestimmte Zahl an IDD-Points erfüllen muss, kann der Administrator entsprechende Kurse im System so anlegen, dass sie automatisch daran erinnert wird. Hat sie das Tranig bis zu einem bestimmten Datum nicht abgelegt, erhält sie wiederholte Erinnerungen per E-Mail und ab einem bestimmten Zeitpunkt kann auch der direkte Vorgesetzte informiert werden.
INFO
Seit 2018 gilt europaweit für alle Versicherungsvermittler*innen eine Weiterbildungsverpflichtung im Rahmen der Insurance Distribution Directive (IDD). Die Anzahl der verpflichtenden Fortbildungsstunden variiert je nach Land.
Darauf kommt es bei der Auswahl an
Worauf sollten Kunden beim Kauf von Compliance Trainings also achten? Sven R. Becker fasst zusammen:
1. Werden Sie sich zunächst über ihre Zielgruppe klar. Muss die Zielgruppe tiefergehendes Fachwissen erwerben, oder geht es eher um eine Sensibilisierung? Je nachdem wie Sie diese Frage beantworten, muss sich das in der fachlichen Tiefe widerspiegeln.
2. Grundsätzlich sollte es unternehmensweit ein Grundverständnis für sensible Themen geben, quasi ein Compliance Mindset. Innerhalb dieses Mindsets müssen einzelne Trainings und Maßnahmen angesiedelt sein. Wichtig ist hierbei unbedingt, dass die Geschäftsführung als Vorbild agiert – daher bietet sich bspw. an, die GF mit in das Training zu integrieren und auch realistische Fallbeispiele zu entwerfen, in denen sich die Lerner wiedererkennen.
3. Je generischer der Inhalt, umso besser eignen sich Standard-Schulungen, da sich um die Aktualität der Anbieter kümmern muss. Ist ein Thema Industrie- oder sogar unternehmensspezifisch, sollte auf eine individuelle Schulung oder einen Mix aus Standard- und individuellem Training gesetzt werden.
4. Fragen Sie sich, wie lange Sie ein Training nutzen möchten. Müssen Inhalte häufig angepasst werden, sind OTS-Inhalte die naheliegende Wahl. Zertifizierungen und garantierte Aktualisierungen müssen dabei gewährleistet sein.
5. Don’t call it Compliance Training! Schon der Begriff ist für viele Mitarbeiter*innen häufig ein rotes Tuch. Warum nicht einmal mutig sein und andere Namen finden? Überraschen Sie Ihre Lerner mit Trainings, die polarisieren und hervorstechen. So bleiben Inhalte besser im Gedächtnis als mit langweiligen 0-8-15 Schulungen und Sie schaffen es vielleicht sogar, dass die Mitarbeiter*innen das Training genießen – ohne Gähnanfälle.
Weitere Informationen
Wenn Sie mehr zum Thema Standard-Content oder individuellen Lerninhalten wissen möchten, schauen Sie gerne auf den entsprechenden Seiten vorbei oder kontaktieren Sie uns.
Mehr zum Thema Compliance erfahren Sie außerdem in der Aufzeichnung des Webinars.
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